Gedanken zur Liebe #1 - Aus Liebe zu gesunden Beziehungen
- Melani
- 12. Feb. 2020
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 24. Nov. 2020
Ich möchte in diesem Blog nicht nur über das Reisen schreiben, sondern auch über die Dinge, die mich beschäftigen und Erfahrungen aus meinem Leben. Ein großes, wenn nicht sogar das größte Thema ist dabei die Liebe in allen Ausprägungen. In den nächsten Zeilen möchte ich meine Gedanken zur die in einer Liebesbeziehung endenden (manchmal sogar wortwörtlich "endenden" ) Liebe teilen.
Meine Familie kommt aus dem Balkan. In diesem Kulturkreis teilen bzw. übernehmen die meisten die Überzeugung, dass es nur einen Weg gibt: Abschluss – heiraten – Haus bauen – Kinder kriegen, something to add? Ich bin meinen Eltern bis heute dankbar, dass sie mir niemals versucht haben, das strikte und rasche Umsetzen dieses Verlaufs mit dem Jugoeltern-Charme "schmackhaft" zu machen. Dennoch darf ich mir im Bekannten- und Verwandtenkreis oft anhören, dass ich im Sinne von "stick to the plan!" nicht mehr die Jüngste bin bzw. versuchen mir viele dies mit einem bemitleidenden Blick non-verbal zu kommunizieren.
Ja, ich gebe zu: Jeder der behauptet, dass einen das Singledasein permanent glücklich macht, lügt. Es kann auch echt tough sein. Manchmal hätte man gerne jemanden, der Zuhause auf einen wartet, oder mit dem man mehrere Nächte hintereinander das Bett teilt. Aber hey, nicht um jeden Preis. Und vor allem nicht um den Preis seiner Selbst.
Manche Menschen treffen die Entscheidung für eine Beziehung so leichtfertig bzw. aus den falschen Beweggründen. Vor allem die mit ungeheilten, emotionalen Lücken neigen dabei gerne dazu, Dinge und Personen, die sie lieben, besitzen und kontrollieren zu wollen. Damit ihnen dies in gewisser Weise gelingt, missbrauchen sie das Konstrukt einer Beziehung. Wenn nun zwei dieser Art auf der Suche nach einer Person sind, der sie die Aufgabe des Lückenfüllers um den Hals binden können, nehmen sie dem Anderen damit die Luft zum Atmen und machen sich selbst emotional abhängig. Congratulations, eine ungesunde Beziehung ist ins Leben gerufen! Und heutzutage gibt es leider so viele davon. Wenn Liebe mit Abhängigkeit verwechselt wird. Sobald nun einer der beiden in solch einem Abhängigkeitsverhältnis zur erleuchtenden Erkenntnis kommt, dass man sich tatsächlich auch selbst glücklich machen kann bzw. aus eigener Kraft diese Lücke schließen kann und somit der Partner, der in erster Linie mit der Aufgabe des Retters "beauftragt" wurde, nicht mehr gebraucht wird, ist diese Beziehung zum Scheitern verurteilt.
Eine sehr gute Freundin von mir meinte 'mal: "eine Beziehung sollte kein Must-Have sondern ein Nice-to-have sein." JA VERDAMMT! Das kann nur möglich sein, wenn zwei Menschen, die mit sich selbst völlig im Reinen und erfüllt sind und so viel Liebe in sich tragen, dass sie sich dazu entschließen, hinaus in die Welt zu gehen und einen Menschen, den sie körperlich als auch seelisch anziehend finden, mit dieser Liebe zu beschenken. Bedingungslose Liebe folgt nicht dem Prinzip "Geben und Nehmen", sondern dem des "Geben". Wenn beide Partner nur von sich geben, empfangen sie aber auch automatisch. Keine Spur von ungesunder Abhängigkeit, unerfüllten Erwartungen oder Druck. Bei dem Gedanken daran ist mir der Vergleich mit einer Autobahn (aber keine Autobahn am Balkan!) gekommen. Sie besteht aus zwei beständigen Straßen, die keine Schlaglöcher aufweisen, jede besteht für sich selbst und geht ihren Weg, und die dennoch nebeneinander verlaufen, demselben Flow folgen und eine Einheit bilden. Klingt doch viel besser als das Konzept einer ungesunden Beziehung, nicht wahr?
Und auch wenn man all die Dinge für eine gesunde Partnerschaft erfüllt, stellt die Liebe dennoch ein Risiko dar. Es besteht stets die Gefahr, verletzt oder hintergangen zu werden. Aber bitte bleib doch verdammt nochmal im Moment und genieße das Hier und Jetzt. Wieso schon von vornherein solche Situationen gefühlsmäßig erleben und unnötig Energie für etwas noch nicht Geschehenes aufwenden, wenn du erstens auch Negatives gedanklich anziehen kannst und zweitens nicht weißt, was passieren wird. Manche verschließen sich dann schon zu Beginn bewusst, blockieren Emotionen oder sprechen diese nicht aus, aus Angst, Verletzungsfläche zu bieten. Ich denke, Emotionen sind unter anderem das, was uns Menschen ausmacht. Diese bewusst zu unterdrücken oder nicht auszusprechen, macht uns unmenschlicher und unnahbar. Ich lebe nach dem Prinzip, Emotionen auszuleben und zu kommunizieren, sich völlig hingeben, alles oder nichts. Lieber riskieren, verletzt zu werden als die Gefühlswelt nie völlig ausgelebt zu haben. Achtung, ich sage aber nicht, dass man mit der rosaroten Brille alle Red-Flags ausblenden oder einfach ein ungutes Gefühl ignorieren soll. Wir wissen selbst, was sich für uns gut anfühlt und was nicht.
Und wenn sich nun für uns etwas gut anfühlt kommt einem manchmal der Wunsch, diesen Zustand für die Ewigkeit beibehalten zu wollen, in die Quere. Es liegt nicht an uns zu entscheiden, wie lange etwas anhält. Vielmehr liegt es an uns im Moment zu bleiben, es zu genießen und dankbar dafür zu sein, dass wir so etwas Schönes erleben dürfen. Ich weiß, leichter gesagt als getan. Manchmal muss auch ich mich bewusst daran erinnern. Aber hey, vielleicht versteifen wir uns dabei auf etwas, das einfach nicht für uns bestimmt ist und verschließen uns dadurch für etwas noch Größeres? Vertraue auf das Leben.
Liebes, danke für diesen wahrhaft ausdrucksstarken Text für die Liebe. Besonders der letzte Absatz hat 100% Gänsehaut-Faktor bei mir erzeugt.