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Gedanken zur Liebe #15 - Emotionales Essen

  • Autorenbild: Melani
    Melani
  • 16. Nov. 2022
  • 3 Min. Lesezeit

Aus Liebe zum eigenen Körper.


In den nächsten Zeilen möchte ich über ein Thema schreiben, welches mir besonders wichtig und sehr persönlich ist. Höchstwahrscheinlich wird es nicht nur bei diesem Beitrag bleiben, aber hiermit kommt der Stein ins Rollen.


Jeder von uns hat seine Strategien, negative Emotionen zu betäuben oder sich vor gewissen Situationen zu drücken. Meine Strategie war bisher das Essen. Es erfüllte weit mehr als nur die Funktion der Nahrungszufuhr meines Körpers. Das Essen diente auch dazu, meine Seele zu sättigen. Manche können sich vielleicht nichts darunter vorstellen, aber genauso denke ich, dass es da draußen viele gibt, die ganz genau wissen, was ich meine.


In einer Welt in der man dank Social Media & Co. täglich perfekt aussehende Körper vor die Linse bekommt, fällt es manchmal auch schwer, sich als emotionaler Esser zu outen oder sich dies einzugestehen. Mich trieb es sogar in die Isolation. Allein in meinen eigenen vier Wänden kann mich schließlich niemand abwerten oder verurteilen. Dabei vergesse ich, dass mein größter Kritiker immer dabei ist - ich. Wie oft habe ich mich schon für jeden zusätzlichen Löffel gegeißelt oder war darüber frustriert, wenn ich mal über den Hunger hinaus aß. Diese Frustration endete schließlich in einer weiteren "Fresskalation" bis die Küche nichts Essbares mehr zu bieten hatte. Online-Lieferdienste sind dabei leider nicht sonderlich hilfreich. Ich sage euch, in der heutigen Zeit ist echt nicht einfach, emotionaler Esser zu sein. Und wenn man aus der Fress-Trance heraus ist, setzt sofort das schlechte Gewissen ein, gepaart mit einer Stimme, die sagt "morgen esse ich nichts!". Da ich große Panik vor dem Übergeben habe, griff ich oft zu Abführtees, die mich von meinem schlechten Gewissen befreien sollten.


Sieht ihr auch diesen Teufelskreis? Ich habe etliche Jahre damit gelebt, wobei es in Phasen von Herzschmerz und Stress intensiver wurde. Der Großteil meiner Gedanken drehte sich nur ums Essen und das ist mühsam. Erst dieses Jahr ist es mir gelungen, diesen Teufelskreis zu durchbrechen. Und mir liegt es am Herzen, euch von meiner Geschichte zu erzählen, um denen, die in diesem Teufelskreis gefangen sind, Hoffnung zu geben, durch meine Zeilen eine helfende Hand zu reichen und euch zu zeigen, dass ihr nicht alleine seid.


Die, die mich persönlich kennen, wissen von meiner Essstörung. Die, die mich nur aus den sozialen Netzwerken kennen, sind womöglich überrascht. Ich selbst gehe in meinem Umfeld offen damit um und mache kein Geheimnis daraus. Dennoch kostet mich dieser Beitrag große Überwindung. Solch ein Seelenstriptease bietet immerhin viel Angriffsfläche. Aber ich bin bereit, dieses Risiko einzugehen. Wer steht für mich ein, wenn das nicht einmal ich selbst tue. Und das ist ein wichtiger Punkt im Heilungsprozess. Ich habe eingesehen, wie wichtig es ist, mich selbst zu schätzen und für mich einzustehen. Schließlich hat mich auch dieser Körper, den ich eine Zeit lang nicht akzeptieren wollte, durch die verschiedenen Phasen meines Lebens getragen. Ich habe gelernt, dankbar dafür zu sein. Mit meinem Körper ein Team zu bilden und ihn nicht als Sparringpartner ständig fertigzumachen. Wie soll man denn bitte motiviert sein, mit jemandem an einem Strang zu ziehen, wenn dieser einen nur kritisiert? Ich habe gelernt, meinen Körper anzunehmen. Und gleichzeitig habe ich mir versprochen, für meinen Körper zu sorgen. Schließlich ist es das Zuhause meiner Seele. Dies hieß für mich darauf zu achten, ausreichend Schlaf und Bewegung zu bekommen. Außerdem sollte auch meine Seele nicht zu kurz kommen. Reisen, Massagen und bewusste Self-Care-Aktionen habe ich mir trotz meines Alltages nicht nehmen lassen. Wie gesagt, wer steht für mich ein, wenn das nicht einmal ich selbst tue.


Neben den Maßnahmen zur Stressreduktion und für ein körperliches Wohlbefinden, war es auch notwendig, mich meinen Emotionen zuzuwenden. Was ist es, dass mir das Essen gibt? Welche Sehnsucht steckt dahinter? Welche emotionale Lücke füllt es? Welchen Zweck erfüllt die Essstörung? All diese Fragen konnten mir dabei helfen, das eigene emotionale Essverhalten zu erforschen und ein besseres Verständnis dafür zu bekommen. Man kommt nicht drum herum, sich mit einer Ladung purer Ehrlichkeit und all den zurückgehaltenen bzw. betäubten Emotionen auseinanderzusetzen. Es bedarf viel Arbeit und Geduld. Der Wandel passiert nicht von einem Tag auf den anderen. Heilung erfordert Zeit und jeder hat dabei sein eigenes Tempo.


Der erste Schritt ist den Stein liebevoll ins Rollen zu bringen. Das kann ein Sich-Öffnen gegenüber einer vertrauensvollen Person, der Beginn einer Therapie oder das Schreiben sein. Es gibt so viele Möglichkeiten. Für mich war es wichtig, den Weg zu finden, der sich gut und nachhaltig anfühlt. Das setzt voraus, dass ich immer wieder in mich hineinspüre und so die Verbindung bzw. Kommunikation zwischen meiner Psyche und meinem Körper stärke. Ich kann euch sagen, es ist nicht einfach und gleicht einer Achterbahn mit Höhen und Tiefen. Aber ich kann euch versichern, es lohnt sich.

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ABOUT ME:

Ich bin eine junge Österreicherin mit Wurzeln am Balkan.

Mit meiner großen Liebe zum Reisen, Fotografieren, Schreiben und Lesen möchte ich anderen Menschen Inspiration, Denkanstöße und Freude schenken.

 

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