Gedanken zur Liebe #10 - Sich helfen lassen
- Melani
- 26. Dez. 2020
- 2 Min. Lesezeit
Aus Liebe, sich selbst zu erlauben, um Hilfe zu fragen.
Kennt ihr das auch? Man möchte immer jedem helfen, ihnen den Schmerz abnehmen und hat stets zwei offene Ohren, wasserfeste Schultern und Arme, die einen festhalten können. Aber wenn es einem nicht gut geht, würde man nie auf die Idee kommen, für sich selbst danach zu fragen. Ich weiß nicht, ob Aussagen wie "Ich schaffe das nicht, kannst du mir bitte helfen?" oder "Mir geht es heute nicht gut, kannst du bitte vorbeikommen" jemals meine Lippen verlassen haben. Aber wieso ist das so?
Wir haben alle unsere eigenen Verpflichtungen und Herausforderungen zu meistern. Auch wenn man weiß, dass sich die Mitmenschen Zeit für einen nehmen würden, möchte man niemanden in sein Tief hineinziehen bzw. die negative Energie aus den eigenen vier Wänden hinaustragen. Man will keinem zur Last fallen. Man will niemanden seiner Zeit oder positiven Laune berauben, schon gar nicht seine Engsten.
Also verbarrikadier ich mich beispielsweise in meiner Wohnung, schreibe, höre Musik, faste und verarbeite so meine Emotionen. Manchmal lenke ich mich aber auch ab und gönne mir die volle Palette vom Binge Watching auf Netflix bis hin zum Binge Eating der Inhalte meines Kühlschranks, um so Emotionen zu betäuben. But hey, nobody's perfect! Dennoch komme ich nach so einer Phase jedes Mal mit neuen Erkenntnissen oder gar neuen Blogbeiträgen im Schlepptau noch viel stärker zurück ins Leben. Und wenn man nun weiß, dass man es jedes Mal auch alleine geschafft hat, wieso dann jemanden um Hilfe fragen? Klar, man will stark sein und auf niemanden angewiesen sein. Vielleicht will man auch den Verdienst, sich aus einer Misere geholt zu haben, nicht mit jemandem teilen müssen. Es kommt leider auch nicht selten vor, dass einem Menschen helfen und dies schon in der nächsten Sekunde unter die Nase gerieben wird. Oft verwechselt man aber auch einen Hilferuf mit Schwäche und setzt "ich brauche Hilfe" mit "Ich habe versagt" gleich. Sodann kann das Fragen oder Annehmen von Hilfe mit dem Selbstbild einer unabhängigen, starken Person nicht vereinbart werden. Nach Hilfe zu fragen bedeutet allerdings nicht, dass man schwach ist, sondern, dass man stark bleiben möchte.
Falls es euch genauso schwerfällt, möchte ich ein paar Gedanken mit euch teilen, die die Bereitschaft, nach Hilfe zu fragen, womöglich erhöhen könnten:
Vielleicht verläuft der Heilungsprozess schneller, wenn mir jemand zur Seite steht.
Vielleicht kann mir eine andere Person mit den richtigen Fragen zu neuen Lösungsansätzen verhelfen.
Vielleicht ist das, was ich wirklich brauche einfach "nur" jemand, der mich in den Arm nimmt, mich zum Lachen bringt oder mit mir schweigt.
Vielleicht bietet mir eine andere Person das nötige Licht in der Dunkelheit meiner Innen- und Außenwelt.
Vielleicht hat jemand dasselbe durchlebt und kann mir so hilfreiche Tipps geben.
Vielleicht lehrt es mich, zu vertrauen und schweißt mich mit der helfenden Person noch mehr zusammen.
Ach, es gibt so viele Dinge, die dafür sprechen, uns nicht nur in unseren guten Zeiten miteinander zu verbinden, sondern uns auch im Schmerz einander die Hände entgegenzustrecken.
Stark genug, um eigenständig zu sein. Schlau genug, um zu wissen, wann ich Hilfe brauche. Mutig genug, um nach Hilfe zu fragen.
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