Solo-Trip nach Afrika - Uganda
- Melani

- 30. Dez. 2023
- 8 Min. Lesezeit
Ich blicke zurück auf meinen Solotrip durch Afrika. Fünfeinhalb Wochen ohne Plan. Fünfeinhalb Wochen pures Abenteuer. Jeder Tag aufregend und so anders im Vergleich zu meinem Alltag in Österreich. Ich möchte hier gerne ein paar Einblicke meiner Zeit mit euch teilen.
Uganda
In Entebbe gelandet, geht es direkt in die Hauptstadt Kampala. Der Neffe eines Arbeitskollegen, Markus, lebt in Uganda und ist somit eine große Hilfe für mich. Schnell eingecheckt und frisch gemacht, tauche ich direkt ein in die Boxszene von Uganda. Zunächst stoppen Markus, sein Freund Andrew und ich im East Coast Boxing Club, wo wir den Boxcoach und Ray, einen Fotografen aus England, der bereits mehrere Monate mit seiner Familie in Uganda ist, abholen. Ich schieße eine paar Fotos des Boxclubs und mache mich bekannt mit meinem Trainingsort der nächsten Tage. Ich habe vor Jahren geboxt und wollte mir diese Gelegenheit, auch in Uganda zu boxen, nicht nehmen lassen. Ab zum ersten Boxturnier. Viele Menschen und gute Stimmung. Als Erstes starten zwei Frauen in den Ring. Die Tatsache, dass ich die einzig weiße Frau bin, erklärt die vielen Blicke der anderen. Aber nach meinem Trip auf Jamaika ist es für mich nichts Ungewöhnliches mehr. Das Event verlassen wir mit einigen Gangmitgliedern, die uns auch zu den nächsten Kämpfen begleiten. Melani mitten im Ghetto. Immer wieder kommt der Gedanke "Wenn meine Eltern nur wüssten...", was dem Ganzen höchstwahrscheinlich noch mehr Nervenkitzel bereitet. Nach den beiden Boxturnieren machen wir uns auf den Weg ins Nachtleben von Kampala. Bevor wir Halt bei einer Tankstelle machen und ich beim Geldabheben zur Uganda-Schilling Millionärin werde, werden wir von der Polizei angehalten, wobei einer der Polizisten bereits betrunken war und genauso auch roch. Das Diskutieren dauerte sicher eine halbe Stunde, aber am Ende ist alles noch gut ausgegangen und wir durften weiterfahren. Es geht unter Menschen, die zu Afrobeats tanzen und gute Stimmung machen. Um 4:22 geht es mit dem Boda Boda, die schnellste und billigste Transportmöglichkeit in den meisten Ländern Ostafrikas, ins Hotel zurück. Besser hätte meine Reise nicht starten können!
Boxszene in Uganda
Die nächsten beiden Tage erkunde ich die Hauptstadt Ugandas. Am ersten Tag bitte ich nach dem Training den Trainer David aus dem Boxclub mich zu begleiten, da mir nahegelegt wurde, nicht allein durch die Stadt zu spazieren. Darüber bin ich schließlich sehr froh. Am New Taxi Park beschießt mich irgendjemand mit kleinen Steinchen auf den Beinen und mein Gesäß als ich dabei war Fotos dieses spektakulären Ortes zu knipsen. Ich habe David darauf aufmerksam gemacht und wir sind weitergezogen. Das war auch schon die einzige gefährliche Situation, zumindest die einzig bewusst wahrgenommene gefährliche (Hier nochmals ein großes Danke an meine Eltern für ihren Segen und Vertrauen in mich und meine risikofreudigen Reiseaktivitäten).
Trotz einer dem Regen geschuldeten Unterbrechung, in der wir mit anderen Einheimischen und unserem Boda Boda-Fahrer in einem Shop Unterschlupf suchten, haben wir von Downtown bis hin zum Kabaka's Palace an diesem Tag die wichtigsten Sehenswürdigkeiten abgeklappert. Eine lustige Story möchte ich euch nicht vorenthalten. Wichtige Information zur Geschichte: In Uganda sind die Menschen sehr gläubig. Eine der mir am häufigsten gestellte Frage war u.a., ob ich denn gläubig sei und welcher Religionsgemeinschaft ich angehöre. Um David für die Sightseeing-Tour und das Tragen meiner Tasche meinen Dank zu erweisen, habe ich ihn auf ein Essen in ein lokales Restaurant eingeladen. Bei Tisch erzählt er mir von seiner Tätigkeit als Box- und Tanztrainer. Als das Essen ankommt bittet er mich das Tischgebet zu sprechen. Ich muss dazu sagen, ich bin ein gläubiger Mensch, aber vor dem Essen reicht bei mir schon das Bekreuzigen. Höchstwahrscheinlich aus Scham und der Tatsache, dass ich noch nie ein Tischgebet auf Englisch gesprochen habe, habe ich ihn gebeten, eines auf Serbo-Kroatisch aufzusagen. Ich bin froh, dass das improvisierte Tischgebet nicht verstanden oder aufgenommen wurde. Ich musste und muss noch immer innerlich über mich selbst lachen, wenn ich daran zurückdenke.
Kampala - Sightseeing-Tour mit David
Am nächsten Tag habe ich mit Ray eine Fototour durch Kampala unternommen. In einem Lokal hat er zunächst sein Wissen über die Fotografie und die wichtigsten Features einer Kamera mit mir geteilt. Ich selbst habe weder einen Fotografie-Kurs gemacht noch kenne ich mich mit den Begriffen und Funktionen meiner Kamera aus, deshalb war sein Crashkurs gleich zu Beginn meiner Reise eine große Hilfe. Außerdem gibt es nichts Schöneres als wenn man Menschen begegnet mit denen man dieselbe Leidenschaft teilt. Wir sind durch die Stadt geschlendert, haben manchmal Personen nach Fotos gefragt oder sind einfach bei einem coolen Spot stehengeblieben und haben drauf los geknipst. An diesem Nachmittag sind einige coole Fotos entstanden. Am Ende des Tages habe ich noch seine bezaubernde Frau Yasmin und ihren Sohn Cameron kennengelernt, wir haben zusammen gegessen und versprochen, uns bald wiederzusehen. Im November bin ich bereits zu Ray's Ausstellung "Ewafe" geflogen und konnte die drei wieder in den Arm nehmen. Freundschaften, die man auf Reisen macht, sind etwas ganz Spezielles. Die unvergesslichen Momente und Erlebnisse, die man fernab von Zuhause miteinander teilt, schweißen einen auf so besondere Weise zusammen.
Kampala - Fototour mit Ray
In den folgenden Tagen geht es für mich mit Markus in die Städte Jinja, wo wir eine Bootstour beim Ursprung des weißen Nils und Viktoria Lake machen sowie Namutumba und Kamuli, wo wir zwei Frauenhäuser von Uganda Women's Network (UWONET) besuchen. Ich habe die Möglichkeit mit den Mitarbeitenden zu reden, mehr über ihre tolle und wichtige Arbeit zu erfahren und einige Fotos zu schießen. Da habe ich einmal mehr zu spüren bekommen, wie wichtig und belebend es ist, Sinn im eigenen Beruf zu sehen und dabei etwas Gutes für das Gemeinwohl zu tun. Einem Menschen zu helfen und diesem eine Freude zu bereiten, gibt es ein schöneres Gefühl? Die Dankbarkeit und Freude im Gesicht der Frau als wir ihrer kleinen Tochter Kleidung mitgebracht haben. Einfach unvergesslich!
Jinja und UWONET
In Namutumba besuchen wir ein Dorf, wo ich bei einem Schlichtungsgespräch dabei sein darf. Es dauert nicht lange und schon haben sich die Kinder aus der Nachbarschaft um uns versammelt. Sie sind begeistert von meiner Kamera. Ich mache ein paar Fotos von ihnen und als ich in die Hocke gehe um sie ihnen zu zeigen, kann man mich vor lauter Kindern gar nicht mehr sehen. Sie halten sich an mir fest und zeigen gar keine Berührungsängste. Als sie die Fotos sehen bricht großes und zuckersüßes Gelächter aus. Die Begeisterung und Freude über so etwas Kleines erfüllt mein Herz. Dieser Moment wird mir auf ewig in Erinnerung bleiben. Generell war die Zeit in der ich mit Markus und seinen Kolleginnen unterwegs bin sehr prägend für mich.
Namutumba
Danach beschließe ich noch ein paar Tage in Kampala zu verbringen. Die Stadt hat es mir echt angetan. Zurück im Fairway Hotel kennt mich das Personal schon beim Namen und diesmal erhalte ich sogar ein Upgrade. Gemeinsam mit Andrew geht es zu einem "Thanks Giving & Miracle Service" bei den Kololo Independence Grounds, wo sich viele Gläubige versammelt haben und gemeinsam beten. Außerdem verbringe ich Zeit mit Andrew und seinen Freunden, die mir ihre Hood und den Platz, wo sie sich fast täglich treffen, zeigen. Ich lerne mehr über die Kultur und Traditionen in Uganda und darf sogar Fotos der Jungs machen.
Kampala - In der Hood
Ich verbleibe noch zwei Nächte in Kampala und schon geht mein nächstes Abenteuer los: eine Safaritour. Bis auf meinen Fahrer und Guide Joel bin ich allein in dem Geländefahrzeug. Was für ein Luxus! Nachdem er mich frühmorgens abholt und wir einen kurzen Stopp bei der Äquatorlinie machen, geht es anschließend Richtung Bwindi Impenetrable Nationalpark. Meine Unterkunft Buhoma Community Restcamp ist direkt neben den Toren zum Nationalpark. Eine lustige Melani-im-Dschungel-Story möchte ich euch nicht vorenthalten. In meiner ersten Nacht war ich gerade dabei mich ins Bett zu legen und schlüpfe von oben unter die Decke. Plötzlich ertaste ich etwas Warmes und Pelzartziges mit meinen Beinen. Ich bin in Lichtgeschwindigkeit aus dem Bett gehüpft. Ein Glück, dass ich mich nicht mit dem Moskitonetz erhängt habe. Ich nähere mich dem Bett und ziehe die Decke hoch als ich eine Wärmflasche erblicke. Ich habe meine Lektion gelernt: Im Dschungel sollte man immer vorm Schlafengehen überprüfen, ob sich etwas unter der Decke befindet. Man weiß ja nie, ob ein Tier Unterschlupf sucht oder eine Wärmflasche bereit liegt.
Bwindi Impenetrable Nationalpark
Der nächste Morgen ist angebrochen und ich stehe mit meiner Fotoausrüstung bereit für das anstehende Gorilla Trekking. Gemeinsam mit noch ein paar anderen Touristen, u.a. ein wundervolles Ehepaar, dass mich zu sich nach Kalifornien eingeladen hat und mit denen ich auch weiterhin in Kontakt stehe, geht es auf die Suche nach Gorillas. Wir starten auf einem Wanderweg, müssen aber relativ bald abseits des Weges in die Tiefen des Dschungels tauchen, zum Teil auch rutschen dank meiner Tollpatschigkeit gepaart mit dem feuchten Boden. Die Wanderung selbst war schon ein unvergessliches Abenteuer an sich. Irgendwann erhält unser Ranger Michael von anderen Kollegen die Nachricht, dass eine Gorillafamilie gesichtet wurde. Wir marschieren in ihre Richtung und finden diese schließlich. Zum Schutz der Tiere müssen wir eine Maske aufsetzen, schließlich sind Gorilla vom Aussterben bedroht. Ich sage euch eines: Diese Tiere sind unglaublich faszinierend. Wir haben eine Stunde Zeit um die Gorillafamilie "Mubare" beim Essen und Ausruhen zu beobachten. Aus Sicherheitsgründen muss man einen Abstand von 1,5-2 Metern einhalten. Ich hatte das Glück, dass ein kleines Gorillababy mich sogar berührte, weil es anscheinend mit mir kuscheln wollte. Ich bin geschmolzen vor lauter Freude. Nach Ablauf der Stunde wandern wir zu einem Platz mit atemberaubender Aussicht und genießen unsere Lunchpakete. Am Ende geht es zurück zu einem ausgemachten Treffpunkt, wo Joel bereits auf mich wartet und wir gemeinsam mit dem Ranger und einen der Träger zurückfahren.
Gorilla Trekking Tour
Zurück im Camp schaue ich mir die Fotos des Tages an und komme mit einer Gruppe von Vogelbeobachtern ins Gespräch. Ich lerne John Sterling kennen, der seit 1971 professioneller Vogelkundler ist und weltweite Gruppenreisen zum Erkunden der Vogelvielfalt organisiert und führt. Bei einem Gespräch tauschen wir uns über unsere Reiseabenteuer aus und ich erfahre mehr über seine große Leidenschaft. In der Zwischenzeit klaut eine Gruppe von Affen meine Unterwäsche, die ich zum Trocknen auf meine Terrasse rausgelegt habe. Eine weitere lustige Melani-im-Dschungel-Story, die ich irgendwann meinen Enkelkindern erzählen kann.
Am nächsten Morgen ziehe ich weiter Richtung Queen Elizabeth Nationalpark. Dort mache ich insgesamt zwei Game Drives, wo ich zahlreiche Affen, Wasserbüffel, Uganda-Grasantilopen, Kronenkraniche, Warzenschweine, Elefanten, eine Gruppe der eher selten anzutreffenden Riesenwaldschweine und last but not least Löwen sehe. Ich hatte sogar das Glück zwei Löwinnen beim Jagen zu beobachten. Ich war noch nie die große Zoogeherin, aber nach Afrika werde ich keinen Fuß mehr in einen Zoo setzen. Diese Tiervielfalt in freier Wildbahn zu beobachten kann einfach nichts toppen. In meiner nächsten Unterkunft Bush Lodge habe ich sogar einen Elefanten direkt neben der Nachbarshütte beim Essen oder abends Nilpferde zwischen den Hütten beim Grasen beobachten können. Im Nachhinein überlegt könnte man die auch zu den gefährlichen Situationen dazurechnen. In dieser Unterkunft war es einem auch nicht gestattet nach 19 Uhr allein unterwegs zu sein, da einem sonst Elefanten oder Nilpferde über den Weg laufen könnten. Mit diesem Hinweis wurde sogar das mehrmals notwendige Betätigen des FI-Schalters in der Nacht und in den dunklen Morgenstunden zu einem Abenteuer, da dieser sich auf der linken Seite unter der Hütte befand und ich also gezwungen war mit meiner Handytaschenlampe ausgerüstet eine Runde um meine Lodge zu drehen.
Queen Elizabeth Nationalpark
Meine Safari-Tour endet mit einer Bootstoor auf dem 32km-langen Kazinga-Kanal, wo ich beispielsweise ein Albino-Nilpferd unter zahlreichen Nilpferden und eine ganze Elefantenhorde zu Gesicht bekomme. Außerdem lerne ich auf der Bootsfahrt zwei Österreicherinnen kennen, die ersten und einzigen auf meiner Reise, die ebenfalls durch Uganda und Kenya reisen.
Kazinga-Kanal
Am nächsten Morgen setzt mich Joel bei einem Bus nach Kabale ab, wo es Richtung Bunyonyi-See geht, mein letzter Stopp in Uganda. Während der Fahrt buche ich meine nächste Unterkunft direkt am See. In Kabale angekommen entscheide ich mich, ein Taxi zu nehmen. Es gab auch eine billigere Transportmöglichkeit mit dem Motorrad. Spätestens als ich den Staub der nicht asphaltierten Straße sehe und sowohl ich als auch meine Rucksäcke komplett verstaubt angekommen wären, war ich über meine Entscheidung mehr als erfreut. Ich genieße die zwei nächsten Tage bei dem atemberaubenden See. Die Bootstour ist auf jeden Fall ein Muss, wenn man diesen Ort besucht. Schließlich geht meine Reise nach Ruanda weiter. Aber dazu folgt mehr in meinem nächsten Beitrag der Blogbeitragsserie "Solo-Trip nach Afrika".
Bunyonyi-See
Für alle jene, die bereits schon vorher mit dem Gedanken gespielt haben, Afrika zu besuchen: Macht es, bucht euch das Ticket und los gehts! Für diejenigen, die Afrika noch nie auf ihrem Radar hatten: Ihr verpasst eine abenteuerliche, vielfältige, atemberaubende Auszeit!
Meine Tipps für Uganda findet ihr hier.





























































































































































































































Kommentare