Travel Story: Wadi Rum, Jordanien
- Melani
- 27. Juni 2020
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 7. Jan. 2024
Wir schreiben den 17. Juni 2019. Ich bin bereits eineinhalb Wochen unterwegs. Begonnen habe ich meine Reise in Ägypten, weiter nach Libanon und nun bin ich in meinem Mietwagen auf den Straßen Jordaniens unterwegs, die mich in den Süden des Landes führen. Nach einer Nacht in der Hauptstadt Amman geht es für mich weiter in die Wüste "Wadi Rum". Als musikalische Untermalung meiner Route wähle ich auf Spotify meine arabischen Lieblingslieder und genieße die Fahrt.
Für meine erste Nacht in der Wüste habe ich mir das Beduinencamp "Arabian Nights" ausgesucht. Als ich am Treffpunkt eines Parkplatz ankomme, wartet Momo, ein Mitarbeiter der Unterkunft, bereits mit seinem Jeep auf mich. Ich bin der letzte Gast, der an diesem späten Nachmittag abgeholt wird und so genieße ich eine private Jeeptour durch die atemberaubende Wüstenlandschaft Wadi Rums.
Momo und ich kommen direkt ins Gespräch. Auch er teilt meine Liebe zur Fotografie und so kommt es, dass er mir auf unserem Weg zur Unterkunft besondere Spots zum Fotografieren zeigt (siehe Fotogalerie). Meine Faszination für Sonnenuntergänge kommt auch nicht zu kurz und wir bleiben kurz stehen um die untergehende Sonne zu beobachten. Während wir dies tun, schüttet mir Momo sein Herz aus, teilt mit mir seinen Liebeskummer und erzählt mir aus seinem Leben. Ich höre aufmerksam zu, bis er plötzlich unterbricht und mir sagt, dass er etwas für mich hat. Ich solle mich umdrehen. Das tue ich auch und kann meinen Augen nicht glauben. Am Horizont steigt der Mond empor. Was ich sonst nur von der Sonne kenne, geschieht nun mit dem Mond (siehe Fotogalerie). Einen Mondaufgang habe ich bisher noch nie erlebt. Ich bin überwältigt und spüre Gänsehaut an meinem ganzen Körper. Tränen schießen mir in die Augen. Ich begreife in der Sekunde, dass es keine Selbstverständlichkeit ist, so etwas erleben zu dürfen. Ich bedanke mich bei Momo für diese Überraschung und die Tatsache, dass er mich an diesen Ort gebracht hat.
Der aufgehende Mond in der Wüste Wadi Rums
Nun geht es weiter zur Unterkunft. Das Camp ist mitten in der Wüste, weit und breit nichts außer Sand und Berge. Auch Empfang sucht man hier vergebens. Ein tolles Gefühl, abgeschottet zu sein. Für mich mehr als für meine Eltern, die ich vor meiner Ankunft am Parkplatz durch den ganzen Trubel leider nicht mehr kontaktierte (Sorry again!). Momo und ich verstehen uns auf Anhieb bestens und er bietet mir an, nach dem Abendessen mit den anderen Campbesuchern in der Wüste herumzufahren. Es war ihm ein großes Anliegen, mir schöne Plätze zum Fotografieren zu zeigen. Unglaublich süß! Los geht's. Mit dem Jeep durch die Dunkelheit der Wüste cruisen. Die vielen Sterne am Himmelszelt und diese Stille. Es fühlte sich so an, als wären nur wir beide auf diesem Planeten. Wie kleine Kinder schreien wir unsere Namen in die Ferne und erfreuen uns über unser Echo. Klettern einen felsigen Hügel hinauf. Er hand-steht Modell für mich (siehe Fotogalerie). Was für eine wundervolle Nacht. Momo und ich verabreden uns für einen weiteren nächtlichen Wüstenausflug.
Momo schreit "Melani", das Echo hört man leider nicht, aber meine Begeisterung darüber!
Im Camp zurückgekommen, zieht mich mein Bett innerhalb weniger Sekunden in das Land der Träume (siehe Fotogalerie). Auf eine atemberaubende Nacht, folgt ein einmaliger Morgen. Ich habe mein "Fenster" über Nacht offen gelassen und werde in den frühen Morgenstunden von vorbeiziehenden Dromedaren geweckt. Innerhalb weniger Sekunden bin ich hellwach und genieße diesen Postkarten ähnlichen Ausblick (siehe Fotogalerie). Was für ein Ambiente. Leider breche ich nach dem Frühstück (siehe Fotogalerie) zu meiner nächsten Unterkunft in der Wüste auf, dem SunCity Camp.
Mein nächster Schlafplatz ähnelt dem Mars. Der Name "The Martian Dome" ist nicht weit hergeholt (siehe Fotogalerie). Ich fühle mich nicht länger wie ein Bewohner der Erde, sondern wie eine Mitarbeiterin der NASA, die auf eine Mission zum Mars geschickt wurde. Auch wenn diese Unterkunft mich absolut fasziniert, schlägt mein Entdeckerherz einfach viel zu stark.
Mit zwei Wasserflaschen ausgerüstet starte ich in meinen Flip-Flops einen sandigen Spaziergang ohne Ziel. Nach einer Stunde und einer halben Wasserflasche weniger erblicke ich einen Berg. Ich wäre nicht ich, wenn ich einfach daran vorbeigehen würde. Für eine schöne Aussicht nehme ich so einiges auf mich. Also entschließe ich mich kurzerhand für eine Wanderung.
Hoch hinauf zur Spitze
Eineinhalb Wasserflaschen weniger erklimme ich den höchsten Punkt der Steinformation. Von da oben glichen die in der Wüste umherfahrenden Jeeps winzigen Fahrzeugen für Ameisen (siehe Fotogalerie).
Die Aussicht von oben
Schon bald geht die Sonne unter. Ohne Empfang und mit weniger als 500ml Wasser im Schlepptau, war es alles andere als ratsam, die Sonne von oben herab zu verabschieden. Also geht es auf der anderen, jedoch steileren Seite des Berges (was mir natürlich erst in der Mitte des Abstiegs wirklich klar wurde) hinunter. Und so wandere ich durch die Wüste (siehe Fotogalerie). Diesmal mit einem Ziel: das Abendessen. Ich merke erst jetzt, dass Distanzen in der Wüste eine ganz andere Dimension einnehmen. Es scheint als würde sich die Wüstenlandschaft auseinander strecken, wenn man kein Trinkwasser mehr hat und es pünktlich zum Abendessen schaffen möchte. Bei meiner Ankunft im Camp haben die Wüste und ich eine Gemeinsamkeit: absolute Trockenheit. Die Dürre schaffte es nicht nur, meinen Körper sondern auch die Überflutung an Gedanken in meinem Kopf trocken zu legen. Aber ich sage euch, was ich hier in nur wenigen Sätzen geschildert habe, war vor allem für meinen Verstand eine unglaubliche Erfahrung.
Die absolute Dunkelheit ist hereingebrochen (siehe Fotogalerie). Nach dem Abendessen geht es mit Momo zurück in die Tiefe der Wüste. Nachdem wir auf einem Hügel ein gutes Plätzchen gefunden haben, sammelt Momo Material für ein Lagerfeuer ein. So als ob der umwerfende Sternenhimmel und das Feuer nicht schon genüg wären, packt mein neu gewonnener Wüstenfreund eine Shisha aus. Ein weiteres Gänsehaut bereitendes Erlebnis fernab von Zuhause. Gedanklich stoppe ich diesen Moment und sage innerlich laut "Danke!". Momo berichtet mir aus seinem Leben. Als Abschiedsgeschenk übergibt er mir sein weißes Gewand, Thoab genannt (siehe Fotogalerie). Was für eine unvergessliche Nacht.
Am nächsten Tag wartet Momo an dem Ort, an dem wir uns das erste Mal begegneten. Wir verabschieden uns voneinander und ich versichere ihm, ihn wieder besuchen zu kommen.
Ich merke immer mehr, dass ein aufgeschlossenes Herz eine ganz andere Energie freisetzt und wie ein immer größer werdender Magnet besondere Erlebnisse und Menschen mit einer wundervollen Seele wie von selbst magisch anzieht.
Danke Momo für diese besondere Freundschaft.
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