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Wie mich das (Solo-)Reisen veränderte

  • Autorenbild: Melani
    Melani
  • 28. Jan. 2020
  • 5 Min. Lesezeit

25 Länder in 20 Monaten .. vor ungefähr 2 Jahren hätte ich nie gedacht, dass ich einmal das Leben einer Vielreisenden führen werde. Alles begann mit dem Beenden meiner langjährigen Beziehung im April 2018. Die Reaktion auf solch eine Trennung ist dabei von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Eine komplett neue Haarfarbe, in ein tiefes Loch aus Selbstmitleid und Trauer verfallen, sich sofort in eine neue Beziehung stürzen oder so wie ich: verreisen! Das war der Beginn (m)eines neuen Lebens. Wie eine Raupe, die zum Schmetterling wird. Ein Schmetterling, der auf Entdeckungstour in die schöne, weite Welt hinausfliegt.


Wandel

Wandel ist die einzige Konstante. Ach, wie sehr ich diesen Spruch liebe. Und es ist in der Tat so. Vor allem mit dem Reisen setzt aufgrund der äußeren Gegebenheiten ein innerer Wandlungsprozess ein. Ich erfahre immer mehr über mein Wesen und so kommt es, dass ich nach jeder Reise nicht mehr wie derselbe Mensch zurückkomme. Und das ist auch gut so. Das Reisen schenkt einem die Möglichkeiten bzw. Situationen, die einem zeigen "Hey, schau wozu DU fähig bist!"Ich denke, wir sind auf dieser Welt dazu da, dass wir nie mit der Selbstdefinition aufhören. Viele bleiben in ihrem Leben, ihrem Tun, ihrer Psyche immer nur auf der Oberfläche. So muss man sich nicht mit den dunklen Tiefen seiner Selbst auseinandersetzen. Das ist leicht, schmerzt nicht. Hat aber auch nichts, wodurch man sich definieren kann, außer dem Materiellen. Die, die in die Tiefe gehen, sich mit den Sonnen- und Schattenseiten ihrer Selbst beschäftigen und allem was dazugehört, die lernen sich besser kennen und definieren sich nicht übers Haben sondern ihrem Sein. Ihrem Wesen. Stets an uns arbeiten, uns neu erfinden, alte Verhaltensmuster durchbrechen, neue Charaktereigenschaften entwickeln, usw. Das Reisen beschleunigt und fördert diesen Prozess.


Angstfreiheit

Ich wage zu behaupten, dass ich vor nichts mehr Angst habe. Und wenn doch, dann stelle ich mich dieser. Hier ist besonders meine erste Soloreise auf die Philippinen zu nennen. Meine Angst vor der Dunkelheit besiegte ich als ich ganz allein in einer Hütte am Fluss schlief oder um 4 in der Früh auf einer nicht beleuchteten Straße hinauf zum Chocolate Hills Komplex wanderte. Meiner Höhenangst begegnete ich mit dem dort populären Ziplining. Ich habe an mir selbst beobachtet, dass man auf Reisen gewillter ist, seine Komfortzone zu verlassen und sich seinen Ängsten zu stellen. Einerseits, weil man nicht mehr von den Verhaltensmustern und Glaubenssätzen aus dem Alltag und der gewohnten Umgebung geblendet wird. Andererseits denkt man sich "Ah fuck it! Wer weiß, wann ich wieder hierher komme und die Chance dazu kriege?!". Ja auch die Umgebung hat großen Einfluss auf einen, ob man das nun will oder nicht. Es passiert teilweise auch unbewusst. Ich habe beispielsweise die Erfahrung gemacht, dass die Menschen auf den paradiesischen Inseln der Philippinen mit der Natur verbunden sind und Gelassenheit ausstrahlen. Während ich in der Stadt vielen gestressten Menschen über den Weg laufe, die einen oftmals schief oder ängstlich anschauen, wenn man ihnen ein Lächeln oder ein einfaches "Hallo" schenkt. Ich habe es geschafft, dieses Freisein von Ängsten mit nachhause zu nehmen. Vor allem habe ich gelernt, zu unterscheiden, wann es wichtig ist, eine gesunde Brise Angst zu haben, die mich positiv antreibt oder schützt und wann es absolut unnötig und somit behindernd ist.


Vertrauen in das Leben

Ich war schon immer ein sehr positiver Mensch, der nur an das Gute glaubt und nie vom Schlechten ausgeht. Manche nennen das vielleicht Naivität. Ich nenne es Vertrauen in das Leben. Und mit diesem Vertrauen habe ich auf jeder einzelnen Reise wunderschöne, unvergessliche Erlebnisse quasi magisch angezogen. Oh ja, ich glaube fest an das Gesetz der Anziehung. Am Beginn jeder Reise bin ich erfüllt von Glücksgefühlen und Neugier. Gar keine Spur von Zweifel oder Sorgen. Das wäre bloßer Energie- und Zeitverbrauch. Egal wie oft ich mir schon anhören konnte, dass ich verrückt oder leichtsinnig sei. Das prallt alles an mir ab. Denn ich bin mir sicher, wenn ich all die Sorgen und Warnungen der Menschen an mich ran ließe, hätte ich die außergewöhnlichsten Momente meiner Reisen nie erlebt. Natürlich begebe ich mich nicht absichtlich in Gefahr, ich schätze mein Leben sehr und vertraue oft auf meine Intuition und Menschenkenntnis. Aber das Reisen hat die Notwendigkeit meines Optimismus bestätigt und diesen noch weiter verstärkt. Ich möchte euch Beispiele für die Dinge, die mir passiert sind, nicht vorenthalten: In Petra, wo mich die meisten vor den ach so bösen Beduinen warnten, hat mir einer von ihnen - ohne irgendwelche Hintergedanken - sein Zuhause gezeigt. Sein Zuhause war eine Höhle direkt in Petra. Er kochte mir sogar Tee und philosophierte mit mir über das Leben. Ein anderes Erlebnis war als ich eine Ansprache in einem philippinischen Ort vor den gesamten Bewohnern hielt und über meine Erfahrungen in dem Dorf berichtete, nachdem ich dort eine Drohne verlor. Ein weiterer Moment war, als mich ein neu gewonnener Freund mit raus in die Wüste nahm, eine Shisha aufbaute und mir sogar sein Beduinengewand schenkte - genauso keine Hintergedanken. Ich bin fest davon überzeugt, dass man mit Gedanken einiges anziehen kann - Positives genauso wie Negatives. Wobei ich mich immer selbst frage: wer sind wir, dass wir eine Situation als positiv oder negativ bewerten. Im Nachhinein betrachtet ist alles, was passiert, gut so, wie es passiert. Wir sehen nicht das große Ganze, the Big Picture. Vor allem Tiefpunkte bzw. schwere Zeiten im Leben bringen den notwendigen Denkanstoß, Transformation und Fortschritt. Wenn alles "perfekt" ist, wird man schnell gemütlich und ändert nichts. Der oben genannte Wandel bleibt aus. Rückblickend aufs Leben bringt es also nichts, sich Sorgen zu machen. Erstens durchlebt man die Situationen bereits emotional, obwohl sie noch nicht einmal eingetreten sind. Zweitens, wie bereits gesagt, zieht man diese auch an. Habe Vertrauen in die Schönheit des Lebens, lebe es und bleibe im Hier und Jetzt.


Dankbarkeit

Allein die Tatsache, dass ich die Welt bereisen kann, ist schon etwas, wofür ich unfassbar dankbar bin. Egal, wie oft ich schon geflogen bin, jedes Mal klebe ich wie ein kleines Kind an der Fensterscheibe und schaue mit großen Augen aus dem Flugzeug. Das Reisen wird für mich nie eine Selbstverständlichkeit werden. Die Menschen mit denen ich auf meinen Reisen ins Gespräch gekommen bin, hatten, was den materiellen Besitz angeht, oft viel viel weniger als ich. Dennoch haben sie mich ohne Neid, mit vollen Herzen und reiner Menschlichkeit empfangen, mir gezeigt, wie sie leben und ihre Geschichten mit mir geteilt. Oft sind das schwere Schicksale, Leben, die von Armut und Gewalt dominiert werden. Und dann komme ich zurück, in den Alltag und höre mir an, worüber sich die Menschen hier aufregen oder stunden- manchmal sogar tagelang jammern. Dank der vielen Reisen ist meine Dankbarkeit unglaublich stark. Ich habe nicht mehr nur fernab von Zuhause sondern auch im Alltag oft diesen Moment, wenn alles um mich herum stehen bleibt, ich die Gänsehaut am ganzen Körper spüre, meine Augen glasig werden (ja, ich bin ein emotionaler Mensch und in gewissen Momenten nah am Wasser gebaut - Sternzeichen: Wassermann) und ich realisiere "Wow. Dieses Leben ist einfach unfassbar schön. Danke!" In diesen Momenten spüre ich das Leben regelrecht. Generell lebe ich das Leben jetzt viel intensiver.

Wenn es nach mir ginge, sollte jeder Mensch für mind. einen Monat eine Soloreise in ein fernes Land machen. Am besten in eines, für das man die größten Vorurteile verspürt. Ich denke, das dies viel bewirken könnte. Ich kann niemanden dazu zwingen, ich lebe es einfach vor.



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ABOUT ME:

Ich bin eine junge Österreicherin mit Wurzeln am Balkan.

Mit meiner großen Liebe zum Reisen, Fotografieren, Schreiben und Lesen möchte ich anderen Menschen Inspiration, Denkanstöße und Freude schenken.

 

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