Solo-Trip nach Kolumbien
- Melani

- 11. Dez. 2021
- 4 Min. Lesezeit
Meine Reise nach Südamerika hätte bereits 2020 stattfinden sollen. Damals hatte ich eine Reise beginnend mit Kolumbien, nach Peru, folgend von Bolivien bis nach Brasilien geplant. Die Pandemie brach aus und mein Trip wurde abgesagt. Ein Jahr später habe ich den Wunsch meiner Südamerikareise noch immer nicht aufgegeben. Allerdings musste ich meine Route pandemiebedingt ändern. Und so reiste ich im Juni und Juli 2021 für ganze fünf Wochen allein durch Kolumbien.
Die Umstände machten es mir nicht möglich viel im Voraus zu planen. Den Flug nach Bogota buchte ich erst 2,5 Wochen vorher, genauso wie die ersten drei Nächte. Den Rest entschied ich vor Ort. In meinem Excel-File, das ich für die Planung meiner Südamerikareise 2020 und auch zur Beruhigung meiner Eltern erstellte, herrschte bis auf drei Zeilen absolute Leere. Vor meiner Reise noch die mir wichtigsten Menschen treffen und verabschieden. Immerhin sind fünf Wochen keine kurze Zeit, außerdem wusste ich nicht, was mich erwartete. Da das Land leider hauptsächlich durch Narcos große Bekanntheit genießt und vielfach nur mit Pablo Escobar in Verbindung gesetzt wird, bekam ich vor meinem Reiseantritt öfter "Pass auf dich auf" als "Viel Spaß" zu hören. Ob ich dadurch ein mulmiges Gefühl hatte? Sagen wir es so: Ich hatte Respekt vor der Reise. Die Tatsache, dass sich meine Spanischkenntnisse auf etwa 10 Wörter begrenzten, macht das ganze nicht besser. Ein Ersatzhandy und zwei Kreditkarten, die ich an unterschiedlichen Orten aufbewahrte, hatte ich für alle Fälle dabei. Ich war wie bei jeder Reise positiv gestimmt gegenüber der Konfrontation mit dem Unbekannten und neugierig, welche Abenteuer diesmal auf mich warteten. Nun konnte es losgehen: 5 Wochen Backpacking: Adios Austria, hola Colombia!
In Bogota angekommen erlebe ich zunächst einmal einen Kulturschock. Mein Hotel lag in der Nähe des historischen Viertels, genauer genommen hatte ich nur eine Straße entlang zu gehen. Und diese Straße hatte es in sich. Die Armut und häufig auch starker Drogenkonsum stand vielen ins Gesicht geschrieben. Das war der erste und letzte Zeitpunkt, wo ich mir dachte "Melani, was machst du hier?". Aber der Gedanke verflog bereits in wenigen Stunden. Mein Jetlag allerdings nicht. Etwa eine Woche lang hatte ich nur bedingt Schlaf bekommen und wachte meist um 3 oder 4 Uhr morgens auf. Da ich wie bei jeder Reise am liebsten 24/7 unterwegs wäre, stellte dies also kein sonderlich großes Problem dar. Ich werde zu den einzelnen Städten noch eigene Blogposts schreiben. Deshalb erspare ich euch hier Details und schreibe im Allgemeinen über meine Reise.
Ich kann euch eines sagen. Das war die Reise, die mich bisher am meisten prägte. Ich kam aus Kolumbien als selbstbewusstere Frau zurück. Und dafür bin ich unglaublich dankbar. Ich lernte auf meiner Reise einige tolle Menschen kennen und konnte auch neue Freundschaften schließen. Ich übernachtete allein in einem Baumhaus im tiefen Dschungel des Amazonas ohne Strom und Empfang. Ich besuchte die höchsten Palmen der Welt. Ich wanderte durch den Dschungel Perus und Kolumbiens bei Tag und Nacht. Ich hielt eine Tarantel, ein Faultier und einen Babykaiman in den Händen. Ich ließ gefühlt tausend Gelsenstiche über mich ergehen. Ich schwamm im Amazonas trotz Periode. Ich aß Piranhas. Ich lernte neue Tänze. Ich genoss beim 20-minütigen Tandemflug den Ausblick über Medellin. Ich feierte mit wundervollen Menschen einen 50. Geburtstag. Ich hang mit Einheimischen auf der Insel San Andres bis in den Morgenstunden ab. Ich lernte Spanisch und konnte mich zum Schluss sogar mit Menschen unterhalten (natürlich keine tiefgründigen Gespräche, aber hey immerhin). Ich schlief in einer Hängematte mit einem unfassbaren Ausblick über einen der schönsten Strände, die ich jemals besucht habe. Ich beobachtete Andenkondoren beim Fliegen, die man sonst selten zu Gesicht bekommt. Ich genoß das Nachtleben Medellins. Ich spazierte durch das einst gefährlichste Viertel der Welt, die Comuna 13. Und was vielleicht manche brennend interessiert: Nein, ich kann euch keine Erfahrungsberichte über das Koks in Kolumbien geben.
Ich liebe, wie ich auf meinen Reisen mein spontanes, abenteuerlustiges Ich ausleben kann. Kolumbien hat dafür so viel zu bieten. Atemberaubende Strände, den Dschungel, das aufregende Stadtleben, wunderschöne Landschaften, viel Musik und Tanz, eine unglaublich vielfältige Flora und Fauna. Ja, sogar eine Wüste, die ich allerdings nicht besuchen konnte. Kolumbien ist so viel mehr als die meisten in Europa denken oder auf ihren Bildschirmen zu Gesicht bekommen. Ich habe gemerkt, dass sich die Menschen dieses Landes sehr bemühen, den schlechten Ruf, der seit Jahrzehnten nicht mehr die Realität widerspiegelt, wettzumachen. Klar, im Vergleich zu vielen europäischen Ländern ist das Land wesentlich gefährlicher und auch ich habe manchmal noch bewusster auf meine Wertsachen aufgepasst oder Straßen gemieden. Ich bin wirklich sehr gesegnet, denn auch auf dieser Reise habe ich keine gefährlichen Situationen erleben müssen und kann somit nur Gutes berichten. Ich habe mich bereits nach wenigen Tagen wie eine Einheimische gefühlt. Und wie schon in meinem Blogpost "Ist Alleinreisen (als Frau) gefährlich?" beschrieben, macht es auch einen wesentlichen Unterschied, wie man sich nach außen hin gibt. Was die Sprachkenntnisse angeht, ist einem mit einer Simkarte und Google Translator geholfen. Problematisch wird es erst, wenn ihr keinen Internetempfang habt. Aber auch da helfen einem Hände und Füße sowie gesammelte Erfahrung aus der Activity-Kategorie "Pantomime" vieler Spieleabende. Wir leben in einem Zeitalter, in dem man mit Freundlichkeit, Freude am Kennenlernen neuer Kulturen und dem nutzbringenden Einsatz von Handys in fast allen Ländern dieser Welt immer leichter und besser reisen kann. Deshalb wäre es schade, sich so etwas zu Lebzeiten entgehen zu lassen.
Für alle jene, die bereits schon vorher mit dem Gedanken gespielt haben, Kolumbien zu besuchen: Macht es, bucht euch das Ticket und los gehts! Für diejenigen, die Kolumbien noch nie auf ihrem Radar hatten: Ihr verpasst unglaubliche Schönheit!

































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